Was ist eine Gelenkspülung
Was ist eine Gelenkspülung – und wann braucht ihr eine?
In einem Magazin las ich neulich zum ersten Mal von der sogenannten Gelenkspülung. Als jemand, der seit Jugendtagen mit Sprunggelenksblutungen umzugehen hat, weckte der Artikel mein Interesse. Falls euch die Gelenkspülung neu ist, lasst mich erklären, worum es dabei geht.
Normalerweise ist es so: Habt ihr eine Blutung in einem Gelenk, sprich fließt Blut in eurer Gelenk ein, spritzt ihr Faktor VIII oder IX – und das Bindegewebe beginnt, das Blut aus dem Gelenkspalt zu ziehen. Clever, so ein Bindegewebe. Manchmal klappt das aber nicht: Je nach Menge gelingt es dem Bindegewebe nicht, das Blut vollständig aus dem Gelenk zu bekommen.
Warum ist das ein Problem? Das ist ein Problem, weil sich das im Blut enthaltene Eisen in der Gelenkschleimhaut einlagert – und eine Entzündung auslöst und den Knorpel angreift. Zugleich werden spezielle Botenstoffe freigesetzt, die dazu führen, dass sich Gefäße bilden und noch mehr Gelenkschleimhaut. Diese neuen Gefäße und Schleimhäute sind allerdings sehr verletzlich. Kleine „mechanische Stressoren“, wie Ärzte sagen, genügen, um neue Einblutungen auszulösen.
In einem solchen Falle nimmt euer Gelenk unausweichlich Schaden – und zwar dauerhaft. Greift euer Behandler nicht in den Teufelskreis ein, den ich oben beschrieben habe, wird euer Gelenk zu dem, was man Zielgelenk nennt: Ein Gelenk, dass anfällig für Blutungen ist. Die Entzündung der Schleimhaut, Synovitis genannt, führt dazu, dass der Knorpel allmählich abgebaut wird. Es droht die Bewegungsunfähigkeit des Gelenks.
Wie kann euer Arzt eingreifen? Mit einer Gelenkspülung. Und jetzt ergibt der Name auch Sinn: Weil das Bindegewebe mit dem Abtransport des Bluts überfordert ist, soll das Blut mittels einer kleineren Operation aus dem Gelenk gespült werden.
Nun dazu, was bei einer Gelenkspülung passiert: Bei einer Lavage, so der medizinische Fachbegriff für eine Gelenkspülung, betäubt der Arzt den Patienten entweder regional – oder er schickt ihn in die Vollnarkose. Der Arzt setzt neben dem Gelenk zwei kleine, ca. 5 Millimeter lange Schnitte, und führt dort eine Sonde ein. An dieser Sonde steckt eine Kamera. Jetzt kann der Operateur ins Innere der Gelenkhöhle blicken. Entdeckt er frische Einblutungen oder alte Verklumpungen von Blut, spült er über die Sonde eine Kochsalzlösung in das Gelenk.
Dabei dehnt sich das Gelenk meistens so stark, dass sich die Gewebeschichten, die normalerweise dicht übereinanderliegen, lockern. Auf diese Weise gibt das Gelenk die Reste von Blut, Schleimhautpartikeln und Knorpelabrieb frei, die sich im Zuge der Sinovitis festgesetzt hatten. Die Kochsalzspülung wird dann über eine Kanüle wieder aus dem Gelenk entfernt.
Das macht der Arzt so oft, wie es sein muss; so lange, bis im Kochsalzstrom keine Partikel mehr zu erkennen sind. Und weil er gerade ohnehin am Gelenk operiert, kann er im selben Handstreich entzündete Schleimhaut entfernen oder den Knorpel abschleifen (Debridement).
Gute Sache, so eine Gelenkspülung. Doch ein Problem gibt es mit ihr. Eines, für das die Gelenkspülung selbst nichts kann: Ärzte kritisieren, dass sie nach Einblutungen oft viel zu spät durchgeführt wird. Deshalb, auch als Patient: Obacht!