Die Ration außer Haus
Dreimal im Jahr steige ich in einen Zug. Dann mache ich mich auf, vom Südwesten der Republik in den Norden um Hamburg, besuche Familie und alte Freunde. Einmal im Frühjahr, dann im Spätsommer, schließlich zu Weihnachten und Neujahr. In der Regel bleibe ich mehrere Wochen. Gerade bin ich wieder dort.
Vor jedem Besuch erinnere ich mich daran, dass es verantwortungsvoll wäre, Faktor mitzunehmen. Es kann immer irgendetwas passieren – eine Blutung klopft ja nicht an und fragt höflich, ob es gerade genehm wäre. Und dann wäre es ungünstig, sich erst bemühen zu müssen. Sich zu bemühen nämlich, irgendwoher Medikamente zu bekommen, aus den großen Zentren in Hamburg oder Lübeck.
Wenn ich in die Heimat fahre, nehme ich in der Regel meinen Wanderrucksack mit. Er ist recht groß, in Wanderer-Sprech würde ich sagen: Fünfundsiebzig Liter könnte er fassen. Da passt eine Menge rein, und doch ist er schon beim Aufbruch schwer und wohlgefüllt mit Klamotten, Büchern, meiner Kamera. Gott weiß, was noch. Auch mein Faktor muss dort rein.
Meine Mutter hatte neulich eine gute Idee, wie ich den Platz, den die FaktorPäckchen wegnehmen, sparen könnte. Denn das ist nicht wenig; ihr wisst ja, wie groß die sind. Ich könne einen Teil meiner Faktorbestellung nach Hause liefern, und hätte fortan für meine zukünftigen, festgeplanten Besuche immer etwas da. Es war eine gute Idee von ihr, und ich hätte mich wohl kaum aufgerafft, das zu organisieren, aber sie tat es, typischerweise, und jetzt bin ich sehr froh darüber.
Ich bin vergangenes Wochenende ohne Faktor angreist, und hatte dadurch mehr Platz für andere Dinge. Ein Stück Lebensqualität, das ich Euch nicht vorenthalten wollte, denn vielleicht besucht ihr auch immer wieder dieselben Menschen, ob es nun Eltern oder Freunde sind. Denkt mal darüber nach!
Euer Linus