Wandern mit Hämophilie
Wandern mit Hämophilie
Diese Woche bekomme ich Besuch aus der Heimat. Ein alter Freund und sein Hund fahren den weiten Weg vom Norden, unserer Heimat, in den Südwesten Deutschlands, wo ich mittlerweile wohne. Hier wollen wir wandern, das ist der Plan, und zwar im schönen, grünen Odenwald, der sich über Teile Hessens und Baden-Württembergs erstreckt.
Wandern ist eine meiner Leidenschaften. Und dass, obwohl ich Hämophilie habe. Sicherlich ist das keine optimale Sportart für jemanden, der an einer Gerinnungsstörung leidet: Neulich bin ich bei Heidelberg auf den Königstuhl gestiegen, einem der zwei Hausberge der Stadt. Oben auf seiner Kuppel wollte ich für ein paar Stunden einem Rundweg folgen. Doch wenige Meter nach Beginn des ausgeschilderten Weges knickte ich böse um, wälzte mich vor Schmerzen auf dem Boden. Hat zum Glück niemand gesehen, das sah bestimmt peinlich aus, allerdings war ich damit ein paar Tage „aus dem Verkehr gezogen“. Gut, ich kenne meinen Fehler: Ich trug meine halbhohen Sneaker – statt meiner guten Wanderschuhe. Die knöchelhohen Ledertreter hätten das verhindert. Tja, wieder was gelernt.
Wandern, besser als Fußball?
Sicher könnte ich sagen, dass Wandern für Hämophile eine viel bessere Sportart ist als etwa Fußballspielen, und ich hätte Recht. Leider ist aber auch Wandern nicht gut für meine Gelenke, Füße und Knie. Besonders dann, wenn man nicht nur Tagestouren macht, sondern längere Touren, mit schwerem Gepäck, und immer wieder Höhen erklimmt und in Täler hinabsteigt. Solche längeren Wanderungen kommen bei mir zum Glück nur alle paar Jahre vor.
Und das Risiko beim Wandern lässt sich auch minimieren: Zum einen ist es gut, sich vorzubereiten. So wenig Gepäck wie möglich, das ist die Devise. Je weniger Gepäck, desto weniger Belastung für die Gelenke. Über die Jahre habe ich gelernt, was es auf einer Wanderung braucht, und was nicht. Und vor allem: Wie man einen Wanderrucksack richtig packt, das heißt effizient packt. Wollt ihr euch darüber informieren, gibt es im Internet dazu viele Tipps.
Wichtig für unterwegs
Das allerwichtigste ist aber, dass ihr genug Faktor dabeihabt, egal ob Tages- oder Mehrtagestour! Da ich mit meinem Freund und seinem Hund mehrere Tage unterwegs sein möchte und wir auch mindestens zwei Tage im Odenwald campen werden, habe ich bei meiner Apotheke eine neue Ladung Faktor bestellt. In meinem Wanderrucksack gibt es ganz unten am Boden ein Fach, das ich immer schnell und unkompliziert öffnen kann, ohne den ganzen Rucksack auszuleeren, und in das ich die Packungen lege. Im Notfall ist es dann schnell zur Hand.
Am besten ist es jedoch, dass ihr es gar nicht zum Notfall kommen lasst: Spritzt Euch unbedingt, bevor ihr den ersten Schritt tut, vorsorglich, präventiv – sonst geht es euch wie mir und ihr könnt Eure Tour mit Pech nach den ersten Metern abbrechen. Spritzt Ihr Euch also vorher, seid ihr geschützt, und Eure Wanderpläne sind es dann auch. Wäre doch blöd, wenn wegen dieser Unaufmerksamkeit der Urlaub flöten geht. Fragt doch einfach mal Euren Behandler, was er dazu meint.
Ich jedenfalls freue mich auf meine Odenwald-Wanderung mit meinem Kumpel und seinem Hund. Trotzdem will ich ehrlich sein: Ein bisschen sorge ich mich, ob alles gut geht mit meinen Gelenken und Muskeln. Das liegt daran, dass ich kürzlich Muskelblutungen in beiden Oberschenkeln hatte – nicht, dass sich das wieder verschlimmert. Aber mein Arzt hat mir erlaubt, wieder Sport zu machen. Und es sollte gehen, wenn ich mich vorsorglich spritze