Arbeitsunfall
Arbeitsunfall! Und jetzt?
Ich hatte zum Glück noch keinen Arbeitsunfall. Ich habe mich vielleicht mal bei der Arbeit geschnitten. Oder mir eine Blutung eingefangen. Aber so einen richtigen Notfall? Nein. Aber man weiß nie: Wenn es ernst wird, zählt bei uns Hämophilen jede Sekunde. Damit Ihr für diesen Moment gewappnet seid, erkläre ich diese Woche, worauf es bei einem Arbeitsunfall ankommt.
Die besten Chancen, glimpflich aus einem Notfall auf der Arbeit herauszukommen, ist es, wenn die Kollegen von eurer Hämophilie wissen. Es könnte ja passieren, dass ihr nicht mehr ansprechbar seid und den Rettungssanitätern nicht von eurer Blutgerinnungsstörung berichten könnt. Die müssen das aber unbedingt und sofort wissen!
Das Problem: Nicht jeder erzählt bereitwillig von seiner Hämophilie, und die wenigsten tun das auf der Arbeit. Ich kann das verstehen – ich selbst erzähle nur davon, wenn es unbedingt sein muss. Oder wenn es sich richtig anfühlt. Ansonsten bin ich lieber inkognito. Aber man muss ehrlich sein: Im Zweifelsfall rettet es das Leben, wenn die Mitmenschen von der Hämophilie wissen. Das gilt insbesondere für Kollegen, mit denen Ihr viel Zeit verbringt.
Ich denke, es ist auch eine Frage des Berufes: Arbeitest Du als Sachbearbeiter beim Finanzamt, ist Deine Hämophilie vielleicht nicht so wichtig. Schnibbelst Du bei Gordon Ramsey in der Küche Zwiebeln, schon eher. Das muss man abwägen. Und Ihr müsst es auch nicht jedem Kollegen erzählen. Einer reicht – vielleicht jemand, dem ihr vertraut, oder mit dem ihr oft arbeitet. Oder eurem Vorgesetzten.
Habt ihr euch dagegen entschieden, die Kollegen im Vorfeld zu informieren, gebt euch die Chance, trotzdem rasch gerettet zu werden: Mit einem Notfallausweis, der im Portemonnaie eines jeden Hämophilie-Patienten stecken sollte. Der Rettungsdienst schaut dort immer nach. Merken die Sanitäter auf diese Weise, dass ihr Hämophilie habt, vergrößert sich die Überlebenschance.
Eine Notfalldosis Faktor am Arbeitsort kann ebenfalls Leben retten. Wenn ihr keine Möglichkeit habt, es in der Firma zu lagern, lasst es zumindest im Winter in Eurem Auto liegen – oder nehmt eine kleine Kühltasche mit, falls ihr mit dem Fahrrad, der Bahn oder zu Fuß kommt. Mindestens ein Kollege sollte Bescheid wissen, wo die Notfallration lagert.
Eine Sache noch: Es mag nichtig klingen, aber es ist wichtig, dass ihr euch nicht zu sehr aufregt, wenn ein Arbeitsunfall passiert. Denn dann geht der Blutdruck hoch. Und falls ihr Euch gerade den Finger an der Kreissäge abgeschnitten habt, dann ist das ein Problem.
Deshalb: Denkt an meine Ratschläge. Dann wird alles gut!